Mihály Csíkszentmihályi hat diesen magischen Flow-Kanal so beschrieben:
Flow entsteht nur, wenn Fähigkeiten und Herausforderungen in Einklang sind. Sind die Fähigkeiten hoch, die Herausausforderungen und Aufgaben dagegen gering, so stellt sich rasch Langeweile ein. Übersteigen die Herausforderungen aber die Fähigkeiten, dann entsteht schnell Stress und Angst.
Am produktivsten und gleichzeitig entspanntesten arbeiten wir in diesem relativ schmalen Spielraum zwischen Überforderung und Unterforderung (siehe Punkt 2 der Flow-Merkmale).
Grafisch sieht der Flow-Kanal so aus:
So weit so gut. Jetzt gibt´s allerdings zwei große Herausforderungen, vor die uns dieser Flow-Kanal stellt:
- Nicht alle Aufgaben kommen flow-gerecht daher.
Wenn du im Flow arbeiten willst, musst du dich nicht nur bewusst entscheiden, welche Aufgaben du angehst, sondern auch wie du diese Aufgaben angehst. - Wir blockieren oft den Flow.
Flow ist. Immer. Nur wir sind öfters neben der Spur. Bringen uns aus dem Fluss des Lebens. Das ist menschlich und kein Problem. Idealerweise findest du nur möglichst schnell wieder zurück in den Flow, statt einen Dauerjob daraus zu machen, dich zu überfordern oder zu langweilen.
Aufgaben Flow-Kanal-gerecht gestalten
Fangen wir in der roten Zone der Überforderung an. Nachdem ich als Coach auf Stressmanagement und Burnout spezialisiert bin, begegnen mir persönlich natürlich viele Menschen, die sich zu oft in der roten Zone aufhalten. Das ist bei den immer komplexer und höher werdenden Anforderungen in der Arbeitswelt kein Wunder.
Je mehr Zeit du im roten Bereich verbringst, desto mehr leidet dein Lebensgefühl, deine Lebensqualität und deine Gesundheit.
Was kannst du also im Sinne des Flow-Kanals verändern?
Bei zu viel der Herausforderung
In der roten Zone befindest du dich, wenn du deine Aufgabe(n) mit deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten nicht mehr gut bewältigen kannst. Der typischerweise damit verbundene Gedanken lautet:
Ich schaffe das nicht.
Gefolgt von vielen weiteren stressvollen Gedanken.
In Wahrheit sind es nicht die Aufgaben, die dich stressen und aus dem Flow bringen, sondern deine Gedanken. Du erlebst deine Gedanken in diesem Moment und die verursachen das Gefühl der Überforderung. Stressige Gedanken lösen Stress aus.
Eine konstruktive Frage wäre: Wie könnte ich es schaffen?
Nach den Kriterien des Flow-Kanal hast du zwei Möglichkeiten:
a.) Du schraubst die Aufgaben und Anforderungen herunter oder
b.) du erweiterst deine Fähigkeiten.
Etwas praktischer und handfester:
• Konzentriere dich auf das Wesentliche
Überforderungen tritt unweigerlich auf, wenn du zu viel auf einmal machen möchtest. Wenn die To-do Liste übervoll ist, gilt es, klare Prioritäten zu setzen und dich auf die Dinge zu konzentrieren, die wichtig und wesentlich sind. Und eins nach dem anderen anzugehen.
[Mehr dazu: Wie das Eisenhower-Prinzip hilft, Prioritäten zu setzen]
• Zerstückle deine Aufgaben
Ich könnte niemals einen Ikea-Schrank zusammenbauen, wenn diese Aufgabe nicht – dank genauer Anleitung – in einzelne Schritte zerlegt wäre. Und zwar in einzelne Schritte, die für mich machbar sind.
Bei „Monsteraufgaben“ entsteht leicht das Gefühl der Überforderung. Insbesondere, wenn du nur im Ganzen denkst statt das große Ganze in kleine, bewältigbare Einheiten zu unterteilen.
• Beachte deinen eigenen Rhythmus
Wir alle haben Höhen und Tiefen. Und zwar jeden Tag. In deinem Leistungshoch, hast du Zugriff auf deine Fähigkeiten. Du kannst in dieser Zeit Dinge mit Leichtigkeit erledigen, die dich überfordern, wenn du beispielsweise müde, ausgelaugt oder hungrig bist.
Wähle deine Aufgaben so aus, dass sie zu deiner momentanen Verfassung passen. Soweit das eben geht.
[Siehe auch: To-do Liste für Intuitive]
• Reduziere deine eigenen Ansprüche
Der meiste Stress ist hausgemacht. Das gilt vor allem, wenn du alles perfekt machen willst. Der Wunsch, Dinge 100 % richtig zu machen, ist zwar ein ehrenswerter Ansatz, führt aber in der Regel zu innerem Druck. Druck, der dich aus dem Flow-Kanal katapultiert.
Es ist wesentlich produktiver, dir zu sagen: Ich mache das jetzt so gut ich kann.
Das genügt. Erlaub dir, Fehler zu machen und aus allem, was du tust, zu lernen. Mit jeder Erfahrung wirst du besser und deine Fähigkeiten nehmen zu.
• Hol dir Unterstützung
Was logisch und banal klingt, fällt vielen schwer: um Hilfe zu bitten.
Ich muss das alleine schaffen!
Das ist ein weit verbreiteter Gedanke, der – entschuldige bitte meine Ausdrucksweise – bescheuert ist.
Manche Aufgaben lassen sich wesentlich besser im Team als alleine bewältigen. Manchmal hilft es, sich einen kleinen Input zu holen – von einem Kollegen, einem Partner oder von einem Außenstehenden. Manchmal braucht es mehr Hilfe. Nicht unbedingt weil du es allein nicht schaffen kannst, sondern weil du durch den richtigen Support wesentlich schneller in deinen Flow findest und dir viel Kraft, Zeit und Nerven sparst.
Warte also bitte nicht auf den Bandscheibenvorfall, den Herzinfarkt oder ein Burnout bis du Hilfe in Anspruch nimmst. Du bist nicht schwach, wenn du dir Unterstützung holst. Du bist clever.
• Bilde dich weiter
Eine Möglichkeit, zu lernen und deine Fähigkeiten zu erweitern, besteht im TUN. Eine andere Möglichkeiten sind Aus- und Weiterbildungen.
Wenn du bei bestimmten Aufgaben oder in speziellen Situationen immer wieder aus dem Flow in die Rotlicht-Zone kommst, frag dich:
- Welche Fähigkeiten fehlen mir genau?
- Und wie und wo kann ich mir diese Fähigkeiten aneignen?
– – –
So, das sind ein paar Tipps, die dir helfen überfordernde Aufgaben besser zu bewältigen.
Wenn du allerdings chronisch überfordert und gestresst bist, werden dir diese schlauen Ratschläge kaum helfen. Dann stimmt nämlich an der Basis etwas nicht und es braucht ein wenig mehr, um wieder in deine Spur zu finden. Korrigiere, ein Tipp funktioniert: Hol dir Unterstützung!
[Wenn du meine Unterstützung möchtest, schreib mir ein Mail]
Kommen wir zur anderen Seite des Flow-Kanals.
Bei zu wenig Herausforderung
Jeder Mensch hat das Bedürfnis zu wachsen und sich zu entwickeln.
Wenn du in deinem Job nichts Neues lernst, alle Aufgaben im Tiefschlaf erledigen kannst und du ständig unterfordert bist, dann ist das nicht nur öd. Es macht auf Dauer unzufrieden und krank. In dem Fall suche dir lieber einen anderen Job. [Siehe: Unglücklich im Job]
Womit wir fast alle zu tun haben – selbst im „Traum-Job“: Routineaufgaben.
Aufgaben, die nach dem X-ten Mal nicht besonders spannend sind, und andere To-dos, die weder Freude bereiten noch eine interessante Herausforderung mit sich bringen.
Zuviel Zeit in der „Grauzone“ lähmt. Das muss nicht sein. Diese Grauzonen-Aktivitäten lassen sich so gestalten, dass wir uns im Tun erholen, unsere Batterien neu aufladen oder sogar in den Flow kommen.
Was du konkret tun kannst, um aus der Grauzone in den Flow-Kanal zu rutschen:
• Schraub die Anforderungen höher
Beispielsweise, in dem du in der gleichen Zeitspanne mehr Output oder ein besseres Ergebnis lieferst.
Du bringst also eine Portion Ergebnisdruck oder eine Prise Perfektionsmus hinein. In einer gesunden Dosis versteht sich. Was unter anderen Umständen den Flow sehr leicht bremst, kann im Fall von Langweile und Unterforderung hilfreich sein.
• Reduziere die Zeit
Setz dir ein engeres Zeitlimit und erledige deine Aufgabe schneller als sonst.
Achtung! Das kann zwar helfen, in den Flow-Kanal zu kommen, ist aber auch fehleranfällig und daher nicht für jede Art von Aufgabe geeignet.
Wenn ich einen Artikel schnell schnell schreibe, merkst du das sofort. Es sind dann noch mehr Tippfehler drinnen als sonst. (Bitte um Entschuldigung an dieser Stelle, ich bin im eigenen Schreib-Reich leider oft betriebsblind.)
30 Minuten Recherche. 15 Minuten Brainstorming. 15 Minuten für eine grobe Artikelstruktur. Das sind für mich beispielsweise sinnvolle Zeitlimits, die mir helfen mich nicht zu verzetteln und in weniger Zeit mehr zu schaffen.
• Sei voll bei der Sache
Fokussierte Aufmerksamkeit ist ein wesentliches Flow-Merkmal [siehe Flow-Merkmal 4+5]. Bei Routinetätigkeiten kannst du deine Achtsamkeit hervorragend trainieren, in dem du den Details mehr Aufmerksamkeit schenkst als nötig.
Du übst dich darin, präsent zu sein. Deine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Mit deinen Sinnen wahrzunehmen, was ist.
Sobald du ganz im Hier und Jetzt bist, verschwindet Langeweile. Ausnahmslos!
• Nutze deine Leistungstiefs bewusst
Wir haben, wie gesagt, Phasen, in denen wir nicht in Bestform sind und nicht auf unser volles Potenzial zugreifen können. Diese Zeiten sind ideal, um den administrativen Kram oder Routinetätigkeiten zu erledigen.
Nutz diese Phase bewusst, um dich bei „anspruchslosen“ To-do´s zu erholen. So bleibst du in deinem natürlichen Fluss, erledigst Dinge, die erledigt werden müssen, und schöpfst Kraft für deine nächste, größere Herausforderung.
Der Flow-Kanal in der Praxis
Wie kannst du dieses Wissen über den Flow-Kanal in der Praxis umsetzen?
Geh kurz in dich:
- Gibt es Aufgaben, die anstehen, bei denen du dich überfordert fühlst? Wenn ja, was kannst du tun, um den Stress rauszunehmen bzw. deine Ansprüche zu reduzieren, damit du die Sache entspannter und mehr im Flow angehen kannst?
- Welche Tätigkeiten langweilen dich? Wie kannst du diese Aufgaben anspruchsvoller gestalten oder was kannst du dabei bewusst üben, um nicht in der Grauzone zu veröden?
Im Flow-Kanal zu arbeiten ist hocheffizient und fühlt sich richtig gut an. Es zahlt sich aus, deine Einflussmöglichkeiten zu nutzen und deine Tätigkeiten so anzupacken, dass du vom magischen Flow-Strom angetrieben und mitgetragen wirst.
Wie immer gilt: Probiere es selbst aus.
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Go for flow!