Wie können wir verzeihen?
Wenn uns jemand sehr verletzt oder schlecht behandelt hat, ist aus ganzem Herzen zu verzeihen nun einmal nicht immer leicht. Da ist Wut, da ist Enttäuschung, da ist Trauer oder vielleicht auch nur ein leiser Groll, denn wir nicht so einfach loswerden.
Vielleicht gehört du zu der Sorte Mensch, die anderen sehr schnell vergibt, aber mit sich selbst hart ins Gericht geht. Heißt, du verzeihst dir deine eigenen Fehler nicht.
Nicht verzeihen zu können ist zwar menschlich, verursacht aber inneren Stress und blockiert dein Glückssempfinden, dein Flow-Erleben und echten Erfolg. Ein mehr oder weniger großes Stück von deinem Potenzial bleibt auf der Strecke.
Vielleicht bemerkst du auch, dass du wie ein Magnet immer und immer wieder Situationen in deinem Leben anziehst, die diese nicht verheilte innere Wunde wieder aufreißen oder triggern. Das Leben macht dich quasi darauf aufmerksam, dass da in deinem Inneren noch etwas ist, das Heilung bedarf.
Drei Punkte möchte ich hier ansprechen, die oft missverstanden werden, wenn es um das Thema Verzeihen geht – egal ob anderen oder sich selbst. Ohne diese Denkfehler ist es einfacher, zu vergeben und alte Wunden wirklich heilen zu lassen.
Diese 3 Gedanken helfen, verzeihen zu können
1. Glücklich sein statt Recht haben wollen
Vergeben heißt nicht, alles gutzuheißen oder zu beschönigen, was jemand getan hat, und bedeutet nicht, dass dein Empfinden – wie z.B: deine Wut, deine Enttäuschung oder deine Traurigkeit darüber – falsch ist.
Deine Gefühle mögen durchaus gerechtfertigt sein. Aber es macht keinen Sinn daran festzuhalten, wenn du glücklich sein möchtest.
Dem Übeltäter das Fehlerverhalten nicht zu verzeihen, erscheint zwar manchmal wie eine natürliche und vollkommen gerechte Strafe – die Rache für den erlittenen Schmerz. Doch übersehen wir dabei den wahren Effekt:
Nicht zu verzeihen und zu vergeben ist schädlich.
Möglicherweise für den anderen. Aber den größten Schaden haben wir dadurch in jedem Fall selbst.
Was immer du in deinem Leben nicht bereit bist, zu vergeben – sei es anderen Menschen oder dir selbst (!) – trägst du als Ballast mit dir herum. Wie einen Rucksack mit großen Steinen, der dich daran hindert unbelastet und frei deinen Weg zu gehen.
Je weniger du bereit bist, zu verzeihen, desto schwerer machst du dir dein eigenes Leben. Desto mehr Stress erlebst du und desto schwerer fällt es dir, im Flow zu sein und dein Bestes zu leben.
2. Jetzt leben statt die Vergangenheit immer wieder aufzuwärmen
Wir können die Vergangenheit und das, was passiert ist, nicht ändern. Das liegt nicht in unserer Macht und das wissen wir alle.
Die Menschen, die uns in der Vergangenheit verletzt haben, können aber nicht darüber bestimmen, ob wir selbst ein glückliches und erfülltes Leben leben. Das bestimme in meinem Leben ich und in deinen Leben du. Und diese Macht kann uns niemand wegnehmen. Mir nicht und dir nicht.
Zu Verzeihen bedeutet, dass du die Entscheidung triffst:
Ich bin nicht bereit, aufgrund deines Verhaltens (noch länger) zu leiden.
Ich übernehme die Verantwortung für mein Glück und für mein Leben und mache jetzt das Beste daraus!
Es liegt auch nicht in deiner Macht, deine eigenen Fehler rückgängig zu machen:
Was immer du getan hast, du hast dich so verhalten, wie es dir in diesem Augenblick möglich war. Entsprechend deine Lebenserfahrungen, deiner Wahrnehmung der Situation, deiner momentanen inneren Verfassung und deines Gegenübers. Möglicherweise hätte es bessere Verhaltensweisen geben, aber die waren für dich nicht parat und nicht abrufbar.
Statt dir Selbstvorwürfe zu machen, dich schuldig zu fühlen und dir selbst nicht zu verzeihen, geht es darum, zu akzeptieren, was geschehen ist und wie du dich verhalten hast. Und daraus zu lernen, wie du dich jetzt oder beim nächsten Mal verhalten möchtest.
Sie kannst dir überlegen, ob und wie du den Fehler wieder gutmachen könnest und wie du so einen Fehler in Zukunft vermeidest. Das liegt in deiner Macht und macht Sinn, wo hingegen niemandem gedient ist, wenn du dich mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen selbst stresst.
3. Annehmen statt loswerden wollen
Zu vergeben bedeutet nicht, dass du alles vergessen, was passiert ist.
Beim Verzeihen geht es auch nicht darum, alte Wunden und Verletzungen (endlich) loszuwerden. Sie sind ein Teil unserer Geschichte und haben einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass wir heute der Mensch sind, der wir nun einmal sind.
Ob uns das bewusst ist oder nicht:
An unseren schweren Erfahrungen sind wir gewachsen!
Wenn wir das erkennen und annehmen (und im Idealfall – ich weiß das ist manchmal viel verlangt – sogar rückblickend noch dankbar sein können für diese Erfahrungen), dann können wir wirklich Frieden schließen mit der Vergangenheit und innere Ruhe finden.
Wir können aufhören, die alten Geschichten immer wieder aufzuwärmen und so die Erinnerung immer wieder wachzurufen und selbst in unseren Wunden zu bohren. Stattdessen können wir uns bewusst machen, dass wir weit mehr sind als unsere Geschichte.
Deine wahre Essenz – wer du wirklich bist – ist unendlich vielmehr als irgendeine Erfahrung aus Ihrer Vergangenheit.
Dein wahres Selbst ist unverletzlich und vollkommen heil.
Egal, was passiert ist.
Gerade die schwierigsten und stressigsten Erfahrungen in deinem Leben haben das Potenzial, das Beste in dir hervorzuholen und dich erkennen zu lassen, wer du wirklich bist und was in dir steckt.
Soviel zur Klarstellung. Wie es dir gelingt, deinen Lebensrucksack durch Vergebung spürbar zu entleeren erfährst du hier: Vergebungsritual: in 5 Schritten verzeihen und loslassen
Der Schwache kann nicht verzeihen.
Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
(Mahatma Gandhi)
Go for flow!