Warum ist Zeit für Stille so wichtig?
Die Überforderung der Aufmerksamkeit ist eine der Hauptursachen für die meisten Probleme, und Stille ist das wirkungsvollste Heilmittel dagegen. Jeden Tag prasseln unzählige Informationen auf uns ein – durch andere Menschen, Internet, Zeitungen, Radio, Fernsehen und so weiter.
Wir werden alle von anderen Menschen beeinflusst und hören ständig von irgendwo, wie wir angeblich sein sollen, was alles wichtig ist und wovor wir Angst haben müssen. Werbung, Nachrichten über Katastrophen, Finanzkrisen, politische Machtspiele, Verbrechen oder Unglücksfälle ebenso wie Tratsch und Klatsch oder destruktive Gespräche.
Das alles wirkt sich auf uns und unsere Stimmungslage aus, weil wir nun einmal erleben, was wir gerade denken. Ob uns das nun bewusst ist oder nicht.
Selbst wenn wir gar nicht zuhören oder zusehen, bekommen wir unbewusst alles mit. Jede Information hinterlässt einen Eindruck in unserem Geist, denn unser Unbewusstes arbeitet rund um die Uhr wie eine Festplatte, die alles speichert. So prägen sich fremde Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und Ähnliches ein, die unserem wahren Wesen gar nicht entsprechen. So verlernen wir, in uns hinein zu hören, um unsere wahren Empfindungen und Bedürfnisse festzustellen und danach zu handeln.
In der Stille
In der Stille, wenn alle Einflüsse von außen wegfallen, bleibt nur unser wahres Selbst über.
Viele Menschen haben Angst davor: Angst vor den Gefühlen, den Sehnsüchten und den dunkeln Seiten, die da auftauchen könnten. Angst vor der Leere. Angst davor, sich mit sich selbst zu langweilen. Viele haben sich schon so an den Stress und an den Lärm gewöhnt, dass sie die Stille gar nicht mehr aushalten.
Ich selbst konnte früher keine fünf Minuten still sitzen und nichts tun. Statt inneren Frieden zu finden, lief mein Kopf auf Hochtouren, und mir ist immer irgendetwas eingefallen, was ich unbedingt sofort erledigen musste.
Doch solange die Aufmerksamkeit ständig nach außen gerichtet ist und der Kopf völlig unkontrolliert vor sich hindenkt, sind wir innerlich voller Widersprüche und können keine klare Richtung einschlagen, geschweige denn unsere Seele hören und unsere Herzenswünsche verwirklichen. Solange wir vor der Stille davonlaufen, haben wir keinen Zugang zu dem Teil in uns, der wirklich Bescheid weiß – der weiß, was für uns gut, wesentlich, richtig und stimmig ist.
Solange wir vor der Stille davonlaufen, laufen wir vor uns selbst davon. Auf diese Weise sind wir immer im Stress.
Keiner bringt uns bei, dass wir in der Stille unser wahres Selbst finden.
Keiner sagt uns, dass die Ruhe, der Frieden, die Glückseligkeit und all das, was wir sonst so verzweifelt im Außen suchen, ständig in uns wohnt. Es ist das, was uns wirklich ausmacht. Es ist der Teil in uns, der immer stressbefreit und im Flow ist. Der Teil, der nur oft überlagert ist vom Lärm im Kopf.
In der Stille findest du nicht nur eine sichere Ausgangsbasis für dein Leben, sondern außerdem Zugang zu deiner inneren Weisheit. Zugang zu einer Weisheit, die dich auf deinem Weg lotst und leitet. Alle Antworten, die du wirklich brauchst, findest du hier – in dir selbst.
Allerdings musst du im Kopf ein wenig zur Ruhe kommen, um deine innere Weisheit wahrnehmen zu können. Im Alltag wird die leise Stimme deiner inneren Führung nur allzu leicht übertönt von den Meinungen und Stimmen anderer Menschen und dem Lärm der Welt.
Momente der Stille im Alltag
Wenn du in deinem Alltag regelmäßig Zeit für Stille einbaust, Momente, in denen du gar nichts tust und gar nichts willst, dann wird dir vieles klarer. Dann erst findest du heraus, was du wirklich willst.
Der Rückzug hilft dir, aus dem Massenbewusstsein auszusteigen und dich abzugrenzen von dem, was andere denken, fühlen und wollen. Du erkennst, was dich im Leben fördert und was dich an einem erfüllten Leben hindert. Du findest die Kraft, Altes hinter sich zu lassen und Neues zu wagen.
In der Stille erwachen neue Prioritäten, und so entsteht langsam aber sicher eine sich wandelnde Lebensführung.
Keine Zeit für Stille
Apropos Lebenswandel, das erinnert mich wieder an den Meditationskurs, den ich vor vielen Jahren besuchte. Dort saßen mit mir zehn Teilnehmer, die alle zu dem Kurs kamen, weil sie etwas gegen den Stress in ihrem Leben tun wollten. Jeder wünschte sich mehr innere Ruhe, Gelassenheit und Frieden.
Am Schluss der ersten Stunde forderte uns der eingangs erwähnte Lehrer auf, in der kommenden Woche jeden Tag zehn bis fünfzehn Minuten einfach nur still zu sitzen. Ohne bestimmte Absicht. Ohne bestimmtes Ziel. Ohne bestimmten Fokus. Einfach aufmerksam und neutral zu beobachten, was auftaucht, und alle Gedanken wie Wolken am Himmel vorbeiziehen zu lassen.
Beim nächsten Treffen fragte der Lehrer, wie es uns allen denn so ergangen sei mit der Stille. Betretenes Schweigen. Keiner hatte die Hausaufgabe gemacht. Bei der Frage „Warum nicht?“ waren wir uns alle einig: „Keine Zeit, zu viel Stress.“
Absurd, oder?
Wenn du ganz sicher wüsstest, dass deine Innenwelt – deine innersten Gedanken und Gefühle – dein Erleben kreieren, was würdest du tun? Würdest du dich dann nicht zuerst um deine Innenwelt kümmern, statt vergeblich zu versuchen, die Außenwelt in den Griff zu bekommen?
Wie du dein Zeit für Stille gestalten kannst
Es geht hier nicht darum, dass du perfekt meditieren und den Geist von allen Gedanken befreien musst. Es geht hier darum, dir jeden Tag ein bisschen Zeit zu nehmen für dich selbst, um (wieder) in Kontakt mit deinem Wesenskern zu kommen.
Du kannst auf deine Art und Weise meditieren oder so wie oben beschrieben „einfach still sein.“
Ziehe dich an einen ungestörten Ort zurück, schalte bewusst alle äußeren Störquellen aus, setze dich hin und beobachte, was auftaucht. Nimm die Stille zwischen deinen Gedanken wahr. Oder achte auf die Stille zwischen deinen Atemzügen.
Was zählt ist weniger, was du tust, sondern viel mehr, wie du bist: still und achtsam. Dafür brauchst du keine speziellen Techniken und keine strengen Regeln, richte dich lieber danach, was dir hilft, innerliche Ruhe zu finden. Du kannst auch eine Affirmation – einen wiederkehrenden Gedanken – oder ein Mantra nutzen, um dich zu fokussieren.
Nur eine Regel ist wichtig: Tue es regelmäßig.
Regelmäßigkeit
Plane zumindest fünfmal die Woche zu einem fixen Zeitpunkt zumindest zehn bis fünfzehn Minuten Stille ein.
Also zum Beispiel Montag bis Freitag jeden Tag vor dem Frühstück. Die Morgenzeit eignet sich besonders gut, weil das Gehirn dann am leichtesten im Theta- bzw. Alpha-Zustand – im „Meditationsmodus“ – ist. Einfach gesagt: in einem klaren, ruhigen und fokussierten Zustand.
Außerdem hat deine Morgenroutine einen ganz wesentlichen Einfluss darauf, wie dein restlicher Tag verläuft. Schon in der Früh stellst du die Weichen für deine Tagesverfassung – deine Laune, dein Wohlbefinden und deine Leistungsfähigkeit. Wenn die Früh gar nicht möglich ist, wähle einen Zeitpunkt, der für Sie besser passt. Lege dir eine fixe Zeit fest, sonst ist die Gefahr groß, das immer wieder aufzuschieben oder ausfallen zu lassen. Wir alle wissen, dass Dinge, die wir nicht fix einplanen und zu einem festen Bestandteil unseres Lebens machen, fast immer zu kurz kommen.
Vor allem wenn du unter Stress stehst und viel zu viel zu tun hast, lohnt es sich, still zu werden und zuerst einen entspannten Ausgangspunkt zu finden. Gönne dir einen kurzen Rückzug in die Stille, bevor du wichtige Dinge erledigst. Wenn du in deiner Mitte bist, kannst du die Dinge klarer sehen, bessere Entscheidungen treffen und anders agieren.
Ein paar Minuten Stille am Tag können dir viel Stress, viele Irrwege und Probleme ersparen.
Mit der Zeit wird es leichter
Erwarte bitte nicht gleich ein Wunder. Gerade am Anfang wirst du vielleicht das Gefühl haben, dass das Stillsitzen gar nichts bringt. Dein Geist braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen, und nachdem der Kopf keine Veränderung mag, wird er versuchen, deine Bemühungen zu boykottieren.
Es ist vollkommen normal, dass in dieser Zeit deine Gedanken nicht vollkommen aufhören.
Im Gegenteil, manchmal laufen sie in der Stille erst richtig auf Hochtouren. Verurteile dich nicht deswegen und nutze dieses Phänomen vor allem nicht als Ausrede, um wieder aufzuhören. Das ist eine großartige Gelegenheit, um dich darin zu üben, dich selbst anzunehmen und das zu akzeptieren, was eben jetzt gerade ist. Ohne Wertung.
Stille im Alltag
Gib außerdem in deinem Alltag der Stille mehr Raum.
Drücke im Laufe des Tages immer wieder bewusst auf die Stopp-Taste und nimm dir Zeit, innezuhalten und für einen kurzen Moment der Stille zu lauschen. Selbst im größten Lärm kannst du mit ein bisschen Übung den Teil in dir entdecken, der ganz still ist – egal was im außen ist.
Vielleicht machst du öfters einen Spaziergang im Grünen und lauscht der Stille der Natur. Oder du achtest bei jedem Schritt auf das leise Knirschen unter deinen Schuhsohlen, höre den Vögeln beim Singen zu oder spüre jeden noch so kleinen Windhauch auf deiner Haut. Vielleicht gönnst du dir medienfreien Zeiten, in denen Fernsehen, Radio, Handy, Computer & Co. ausgeschaltet bleiben. Oder du genießen die stillen Momente in einem Gespräch, in dem gerade alles gesagt ist, und es schön ist, gemeinsam zu schweigen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus meinem Buch das Wachstums-ABC (#Partnerlink) – So verwirklichen Sie Ihre Wünsche, Träume und Ideen.
Go for flow