Niemand will sich verbiegen – schon gar nicht über längere Zeit.
Niemand fühlt sich auf Dauer wohl hinter einer Fassade.
Jeder will authentisch sein.
Einfach, man selbst. Was theoretisch so einfach klingt, ist in der Praxis oft kompliziert. Nicht zuletzt, weil wir erzogen und konditioniert werden und vergessen, wer wir wirklich sind und was uns ausmacht. Nicht zuletzt, weil wir oft denken, dass das, was uns ausmacht, verkehrt ist und wir versuchen, Fehler an uns selbst zu beseitigen, die in Wahrheit keine sind.
Flow ade.
Für Verwirrung und Unsicherheit sorgt außerdem die Gegenfraktion zur Authentizität.
Vor allem im Beruf heißt es oft: Sei bloß nicht zu authentisch! Spiele deine Rolle. Lass dir nicht in die Karten schauen. Sage nicht, was du denkst und fühlst. Und so weiter.
Der Managementcoach und Vertragsredner Stefan Wachtel hat sogar ein Buch geschrieben: Sei nicht authentisch! Warum klug besser ist als echt (#Partnerlink).
Echt jetzt?
Wenn ich über Diskussionen zu dem Thema stolpere, wundere ich mich immer wieder, was manche Menschen unter Authentizität verstehen. Darum blogge ich heute einmal meine Sichtweise dazu.
Was deine Matrix über dich verrät, was dir und deinem Wesen entspricht und wie du deine natürlichen Anlagen am authentisch nutzt, liest du in deinem persönlichen MATRIX-REPORT.
Was bedeutet das Wort überhaupt?
Das Wort „authentisch“ stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutete zunächst Echtheit – als Original befunden. Meinte darüber hinaus aber auch Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und auch die Treue zu sich selbst.
Authentizität leitet sich von Authentikós ab: „autos“ bedeutet selbst und „ontos“ sein.
Kurz: authentisch sein, bedeutet, man selbst zu sein.
Echt eben.
Schön, aber was heißt das? Oder zunächst einmal: Was heißt das nicht?
Was heißt authentisch sein NICHT?
≠ Sich gehen zu lassen
Authentisch sein bedeutet nicht, dass du deine eigenen Schwächen und Emotionen wie Ärger, Wut oder Trauer jederzeit und ungehemmt rauslässt. Vielleicht noch mit der Entschuldigung: „Ich bin eben so.“
Es bedeutet auch nicht, dass du dein Herz immer auf der Zunge trägst, alles aussprichst, was dir gerade in den Sinn kommt, oder immer redest, wie dir der Schnabel gewachsen ist.
Genauso wenig hat Authentizität damit zu tun, dass du allen Menschen in deinem Umfeld von deinen Problemen und Herausforderungen erzählst – so echt die auch sein mögen . Oder du ungefiltert alle internen Informationen ausplauderst – weil du eben ein durch und durch ehrlicher Mensch bist.
≠ Gefühle zu zeigen
Ein üblicher Authentizitäts-Tipp lautet: Zeig Gefühle!
Das kann authentisch sein, muss es aber keineswegs.
Manche Menschen sind von Natur aus emotionaler und bringen ihre Gefühle gerne zum Ausdruck. Das wirkt dann – im richtigen Maß und Rahmen – echt und glaubwürdig, weil es das ist. Manche Menschen sind allerdings von Natur aus „kühler“ oder nicht so gestrickt, dass sie über Gefühle reden wollen, müssen, können.
Wie viel Gefühl jemand zeigt ist also kein Barometer für Authentizität.
≠ Um jeden Preis anders sein
Obwohl alle Menschen ein zu 99,9 Prozent identisches Erbgut besitzen, ergeben die restlichen 0,1 Prozent nahezu unendliche Variationen. (Das Human Design System veranschaulicht diese 0,1 Prozent und die Vielfalt, die sich daraus ergibt.)
Jeder Mensch ist einzigartig. Etwas ganz besonders.
Dazu musst du nichts tun und nichts Besonderes erreichen – das ist ein mitgegebenes Geschenk deines Daseins.
Manche Menschen setzen allerdings Authentizität mit Individualität gleich.
Wie gesagt, JEDER ist individuell.
Manche Menschen haben aber mehr individuelle Anlagen. Das sind zum Beispiel Einzelkämpfer, Menschen, die immer ihre eigene Sichtweise haben, der Zeit oft ein wenig voraus sind, sehr innovativ sind, ihr eigenes Ding machen müssen und einfach anders sind. Von Natur aus. Diese Menschen sind authentisch, wenn sie „anders“ sind – egal, was andere davon halten.
Manche Menschen sind hingegen eher „Stammestiere“. Sie sind beispielsweise gut darin, Gemeinschaften zu bilden, füreinander zu sorgen, miteinander gut auszukommen, in Teams zu arbeiten und so weiter. Individualität und Andersartigkeit stehen im Hintergrund. Dem Himmel sei dank gibt es solche Menschen, sonst wären wir schon ausgestorben. Diese Menschen sind also durchaus authentisch, wenn sie in erster Linie für andere da sind und mit anderen sind – aber bitte trotzdem mit einer gesunden Portion Egoismus.
Authentisch sein kann als mehr oder weniger damit zu tun haben, sehr individuell gestrickt zu sein.
≠ Bestimmte Strategien, Techniken und Taktiken anzuwenden
In zahlreichen Trainings und Ratgebern wird vermittelt, wie man am besten erfolgreich ist, auftritt, spricht, sich kleidet, sich verkauft, perfekt kommuniziert, präsentiert, argumentiert, andere Menschen führt und so weiter.
Natürlich mit dem Hintergedanken, eine bessere Version von sich selbst zu werden.
Absurderweise führen ausgerechnet diese Anleitungen über Rhetorik, NLP, Gesprächsführung, Körpersprache, Beziehungen und Erfolgstaktiken häufig dazu, dass sich Menschen immer weiter von ihrem authentischen Sein verabschieden. Immer weniger präsent und aufmerksam sind, ihrer inneren Weisheit folgen und sich ihrem Wesen entsprechend verhalten – und daraus auf natürliche Weise lernen, sich weiterentwickeln und wachsen.
Stattdessen versuchen sie etwas darzustellen, eine Rolle zu spielen, alles „richtig“ zu machen und dazu irgendwelche vielversprechenden Strategien, Methoden und Taktiken anzuwenden.
Versteh mich bitte nicht falsch, solche „Werkzeuge“ können durchaus wertvoll sein und es ist praktisch, verschiedene Tools in petto zu haben. Aber wirklich entscheidend ist niemals das Werkzeug, sondern wer das Werkzeug verwendet und ob das authentisch, passend und stimmig ist oder nicht.
Zwei simple Beispiele aus der Praxis:
„Du musst dir authentische Ziele setzen, um motiviert zu sein.“, heißt es auf vielen Seiten.
Das ist oft schon ein Widerspruch in sich: Nicht für jeden Menschen ist es authentisch, sich Ziele zu setzen – und für viele ist es sogar stressig, demotivierend und frustrierend. Diese Menschen brauchen keine Ziele, um motiviert zu sein und Großartiges zu schaffen. Ihr authentischer Antrieb bzw. ihre Lebenskraft funktioniert einfach anders.
Oder nehmen wir eine Führungskraft, deren authentischer Führungsstil sicher, bestimmend und autoritär ist. Auf einem Leadership-Seminar lernt sie nun, dass sie demokratisch und partizipativ führen müssen. Wie authentisch wird das rüberkommen?
Mit Sicherheit hast du selbst schon einmal einen Verkäufer erlebt, der ganz offensichtlich irgendwelche Verkaufstaktiken gelernt hat und damit versucht, dir nach Muster F etwas aufzuschwatzen. Von authentisch und echt keine Spur.
≠ Unbeeinflusst von äußeren Einflüssen sein
Schauen wir uns noch eine oft genutzte Definition für Authentizität an, die auch auf Wikipedia zu finden ist:
Authentizität bedeutet, dass das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt.
Mit anderen Worten: Du bist authentisch, wenn du dich nicht von äußeren Umständen beeinflussen lässt.
Nette Idee, aber unmöglich.
Wir sind menschliche Wesen und es gehört zum Menschsein dazu, dass wir offen sind für äußere Einflüsse – manche Menschen mehr andere weniger. Daran ist nichts verkehrt. Im Gegenteil, unsere Offenheit ermöglicht es uns, andere Menschen wahrzunehmen und in Beziehung zu gehen. Das sind Lernfelder, in denen wir Weisheit entwickeln können.
Die allermeisten Menschen nehmen außerdem verschiedene Rollen in ihrem Leben ein.
Sie verhalten sich beispielsweise im Büro anders als zu Hause – also abhängig von äußeren Umständen. Das heißt noch lange nicht, dass sie deswegen nicht authentisch sein können. Die entscheidende Frage ist, ob sie diese Rollen ihrem Wesenskern entsprechend ausfüllen oder sich dabei verbiegen.
Darüber hinaus hast du sicherlich schon feststellt, dass manche Menschen Seiten in dir hervorrufen, die sonst nicht ans Licht kommen. In jedem Miteinander entsteht eine eigene Beziehungsdynamik. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Ob wir das wollen oder nicht – das lässt sich nicht verhindern.
Das kann soweit gehen, dass du dich mit manchen Menschen vielleicht sogar völlig anders verhältst als „normal“. Und dann denkst, das bin doch gar nicht mehr ich. Kann sein, dass du dir selbst wirklich untreu wirst, muss aber nicht sein.
Bei den Persönlichkeitsanalysen zeigt sich beispielsweise, dass viele Menschen „Chameleons“ sind – unglaublich anpassungsfähig. (Das hängt mit einem offene Identitätszentrum zusammen). Je nachdem, in welchem Umfeld sie sich befinden, wandelt sich ihr Sein. Wie ein Chameleon eben. Die meisten, die von Natur aus so angelegt sind, fragen sich dann ständig: „Wer bin ich eigentlich?“ und denken, nicht authentisch zu sein, weil sie nicht immer gleich sind.
Dabei ist genau diese Wandlungsfähigkeit absolut authentisch.
Oder denkst du, ein Chameleon hat einen Fehler, weil es seine Farbe verändert?
Das heißt, diese Menschen wirken nicht mehr authentisch und verlieren eine große Stärke, wenn sie versuchen, krampfhaft an einer bestimmten Identität festzuhalten, statt sich auf natürliche Weise an ihr Umfeld anzupassen.
Was uns daran hindert, authentisch zu sein
Das Problem ist nicht, dass wir auf äußere Umstände reagieren und abhängig davon handeln. Im Gegenteil, wir reagieren in aller Regel gar nicht auf äußere Umstände, sondern auf die Geschichten, die uns unser Kopf erzählt.
- Darauf, wie wir denken, dass andere Menschen und die Umstände sind.
- Darauf, wie wir denken, selbst sein zu müssen oder sein zu sollen.
- Darauf, wie wir denken, was zu tun und was zu lassen ist.
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Und die meisten Geschichten davon, sind nicht einmal wahr.
Manchmal reagieren wir beispielsweise auf Dramen, die in Wahrheit gar nicht existieren, sondern der Fantasie unsere Kopfes entspringen.
Manchmal verbiegen wir uns , weil wir denken, nicht gut genug zu sein, so wie wir sind oder weil wir denken, sonst Streit zu provozieren, Liebe und Anerkennung zu verlieren oder für blöd gehalten zu werden.
Manchmal verhalten wir uns nicht authentisch, weil wir denken, bestimmte Erwartungen und gesellschaftliche Normen erfüllen zu müssen und niemanden enttäuschen wollen.
Manchmal halten wir unserer Gedanken und Gefühle hinter dem Berg und vertuschen lieber unsere Bedürfnisse, Schwächen oder Unsicherheiten, weil wir denken, sonst verletzt zu werden oder weil es einfach sicherer und bequemer zu sein scheint.
Für lauter bewusster und vor allem unbewusster Denkerei verlieren wir den Zugang zu unserem wahren Wesen und zu unserer inneren Weisheit, die uns im Hier und Jetzt lotst und uns hilft in jeder Situation unseres Lebens authentisch zu agieren und zu reagieren. Einfach wir selbst zu sein und unser Bestes zu leben.
Wer bist du und was macht dich aus?
Wir reden hier nicht über deine wahre Natur, die mit deinem „Ich“ reichlich wenig zu tun hat. In Wahrheit bist du reines Bewusstseins, egal was dein Kopf sonst noch so für Vorstellungen hat.
In Wahrheit bist DU ewig und unveränderlich.
Gleichzeitig bist du ein spirituelles Wesen, das eine menschliche Erfahrung macht. Die schöpferische Kraft, die alles Leben steuert, steckt in dir und will zum Ausdruck gebracht werden. Wie diese Kraft zum Ausdruck gebracht wird, ist einzigartig, weil du als Mensch einzigartig bist.
Du kommst mit bestimmten Anlagen, Fähigkeiten, Talenten und Potenzialen in diese Welt. Selbst manche Denk- und Verhaltensweisen sind energetisch festgelegt. Von Geburt an verfügst du über einen Wesenskern, der unabhängig von deiner sozialen Prägung ein Leben lang gleich bleibt.
So wie eine Rose dazu gedacht ist eine Rose zu sein, eine Sonnenblume eine Sonnenblume und ein Edelweiß ein Edelweiß.
Authentisch zu sein, bedeutet deinem Wesenskern und deinen Anlagen entsprechend zu leben: zu arbeiten, zu kommunizieren, in Beziehung zu gehen, andere Menschen zu führen, deine Mission zu erfüllen. Und in diesem Möglichkeitsraum zu wachsen, sich zu entwickeln und zu verändern.
Dann bist du im Einklang mit dir und im Flow. Dann lebst du dein Bestes.
Umgekehrt: Wenn du dich nicht authentisch entfaltest, wirst du in deinem Leben häufig gestresst und frustriert sein, ständig auf Widerstand stoßen, wenig echte Erfolgserlebnisse haben und oft enttäuscht werden. Das sind die kleine „Hinweistafeln“, die auftauchen, wenn du dir selbst untreu wirst. Und du wirst dich generell nicht besonders wohlfühlen in deiner Haut. Es läuft einfach nicht rund.
Was aus meiner Erfahrung wirklich hilft, authentisch zu sein:
- ein ruhiger, klarer Kopf, weil dann deine beste Version ans Licht kommen kann und du auf das reagieren kannst, was tatsächlich ist, statt auf die Geschichten im Kopf.
- Selbsterkenntnis: dich selbst wirklich zu kennen. Zu wissen, wie du tickst, was dich ausmacht, wo deine Stärken und Talente liegen und was du nicht bist und getrost lassen kannst.
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Soweit zu meiner Sicht auf das Thema Authentizität. Und ich denke, um glücklich und entspannt erfolgreich zu sein, ist Authentizität ein Muss. Aber wer weiß, das schon :-).
Eine Schnellspur zu mehr Selbsterkenntnis und Klarheit über deine natürlichen Stärken und Talente findest du hier > MATRIX-REPORT – dein persönliches Handbuch
Schön, dass es dich in deiner Einzigartigkeit gibt!
Go for flow!