Fast jeder kennt solche Situationen.
Momente, in denen man Ja sagt, obwohl man Nein sagen möchte.
Momente, in denen man sich selbst nicht treu ist.
Je öfters wir solche Momente zulassen und uns verbiegen, desto mehr Stress, Unzufriedenheit und Enttäuschungen erleben wir in aller Regel und desto weniger authentisch und erfüllt leben wir.
Wie wichtig es im Leben ist, Nein sagen zu lernen und zu sich selbst zu stehen, wissen die meisten. Warum aber fällt es trotzdem schwer?
Warum wir oft nicht Nein sagen können
Ein Hindernisse ist ins uns verwurzelt. Ich nenne es: Das Gut-dastehen-wollen Syndrom. Dieses Syndrom zieht weite Kreis und zeigt sich in unterschiedlichen Facetten:
- Wir sagen etwas, was wir eigentlich gar nicht so meinen.
- Wir tun etwas, was wir in Wahrheit nicht tun wollen.
Oder aber auch umgekehrt: - Wir sagen etwas nicht, was wir eigentlich sagen wollen.
- Oder wir tun etwas nicht, was wir in Wahrheit tun wollen.
Kurz: Statt uns so zu verhalten, wie es sich gut und richtig anfühlt, versuchen wir den Erwartungen anderer zu entsprechen und es anderen recht zu machen.
„Ja, ich möchte eben niemanden im Stich lassen, niemanden enttäuschen oder gar verletzen.“
So lautet eine oft verwendete Erklärung.
Das Gut-dastehen-wollen Syndrom
Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird bei näherer Betrachtung feststellen: Es geht nicht so sehr um das Wohl der anderen. Es geht viel mehr darum, dass wir selbst gerne in einem guten Licht dastehen. Andere Menschen sollen bloß nicht schlecht über uns denken. Oder uns gar Anerkennung, Wertschätzung, Respekt oder Zuneigung entziehen.
Wenn du darin ein Körnchen Wahrheit entdeckst, zahlt es sich aus nach einer besseren Lösung zu suchen. Der Wunsch, gut dazustehen, ist für uns Menschen wie der Käse, der Maus in die Falle lockt. Sobald Gedanken auftauchen wie…
- Da kann ich jetzt nicht Nein sagen.
- Eigentlich will ich…, aber…
- Das tut/sagt man nicht. Das kann ich doch nicht machen.
… ist die Falle zugeschnappt. Wir verbiegen uns.
Sich anzupassen hatte einst seinen Sinn
Der Wunsch nach Zugehörigkeit, Wertschätzung und Anerkennung ist ein menschliches Grundbedürfnis. In der Steinzeit konnte kein Mensch alleine überleben – jeder war angewiesen auf seine Sippe. Unser Gehirn ist von Natur aus schon darauf programmiert, sich so zu verhalten, dass wir nicht ausgestoßen werden.
Dazu kommt: Als Kleinkind war jeder von uns abhängig von seinen Eltern – sich anzupassen war ein sinnvoller Überlebensmechanismus. Damit Mami und Papi uns lieb haben, waren wir bereit uns so zu verhalten, wie es sich gehört und möglichst nur die gewünschten Seiten zu zeigen.
Jetzt – in unserer Zeit, im Erwachsenenalter – ist dieses Muster weder notwendig noch sinnvoll.
Von Byron Katie stammt das Zitat: „Wenn ich ein Gebet hätte, dann wäre es dieses:
Lieber Gott,
bewahre mich
vor dem Verlangen
nach Liebe,
Anerkennung
oder Wertschätzung.
Amen.
Warum? Weil wir das Leben unendlich verkomplizieren, wenn wir uns verbiegen, nur um Liebe, Anerkennung oder Wertschätzung zu bekommen. Wenn wir uns anpassen, nur um wo hineinzupassen. Wenn wir uns selbst untreu sind, damit uns andere Menschen „treu“ bleiben.
Gut-dastehen-Wollen ist stressig
Es kostet viel Energie, bremst den Flow und raubt dir wertvolle Lebenszeit!
Das Blödste daran: Langfristig stehst du mit dem Versuch gut dazustehen schlechter da, als du dastehst, wenn du dir selbst treu bleibst. Erfolg und Erfüllung findest du nicht dadurch, dass du anderen entsprichst, sondern indem du tust, was dir selbst entspricht; nicht indem du etwas tust, um Anerkennung, Zuneigung, Respekt oder Wertschätzung zu bekommen, sondern indem du tust, was dir bekommt.
TRAU dich, zu sagen und zu tun,
was sich für dich gut, richtig und stimmig und authentisch anfühlt!
Schön und gut! Aber was tun, wenn du genau davor Angst hast?
Nein sagen lernen
Der 1. Schritt, um öfters zu sich selbst zu stehen
Der erste und wichtigste Schritt aus dem Dilemma ist Bewusstsein!
Schaue dir deine Fallen näher an. Wenn du sie kennst, tust du dir wesentlich leichter sie zu umgehen.
Hole dir bitte Papier und Stift und notiere dir:
- wann
- mit/bei wem
- unter welchen Umständen
verhältst du dich anders, als du willst.
WAS genau tust du oder tust du nicht, um „gut dazustehen“?
Frage dich, was du damit genau erreichen willst.
WARUM willst du „gut dastehen“?
Ein paar Beispiele: Vielleicht möchtest du:
- einen guten Eindruck hinterlassen – andere sollen gut über dich denken.
- Anerkennung bekommen – andere sollen sehen, was du leistest.
- dich nicht unbeliebt machen – andere sollen dich mögen.
- Konflikte vermeiden – du willst bei anderen nicht anecken.
- gebraucht werden – andere sollen erkennen, wie wichtig du bist.
Wovor hast du Bammel?
Oft haben wir Angst vor Dingen oder versuchen Situationen zu vermeiden, die bei näherer Betrachtung gar nicht so dramatisch wären. In dem Fall ist es hilfreich, sich zu fragen:
- Was könnte im schlimmsten Fall geschehen, wenn ich in dieser Situation ganz ich selbst bin?
- Wie wahrscheinlich ist es, dass der schlimmste Fall eintritt?
- Kann ich mit den möglichen Konsequenzen leben?
- Zahlt sich „Gut dastehen“ in dieser Situation wirklich aus?
Was entspricht dir wirklich?
Frag dich:
- Wie würde ich mich am liebsten verhalten?
- Was fühlt sich für mich richtig und stimmig an?
- Warum könnte es sich auszahlen, mir selbst treu zu sein?
- Was könnte im besten Fall passieren?
(Malen Sie sich ruhig aus, wie gut sich das anfühlt.)
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Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist durchaus normal, von anderen anerkannt und gemocht werden zu wollen. Es ist gesund, sich nicht ständig mit anderen in die Haare zu bekommen. Es kann Freude bereiten, über seinen eigenen Schatten zu springen und etwas anderen Menschen zuliebe zu tun.
Das Ziel der Übung ist also nicht, ab sofort zu allem und jedem Nein zu sagen und ein Vollblut-Egoist zu werden. Es geht vielmehr darum, von der Meinung und Reaktion anderer Menschen unabhängiger zu werden. Selbstbestimmt statt fremdbestimmt zu agieren.
Triff eine bewusste Entscheidung
Behalte deine Fallen von nun an „im Auge“ und entscheide so oft wie möglich bewusst:
Will ich in dieser Situation lieber gut dastehen
oder zu mir selbst stehen?
Nicht Nein-sagen zu können, hat übrigens oft mit einem offenen Emotionalzentrum zu tun und damit wahrzunehmen, was andere Menschen fühlen. Um keine „emotionalen“ Wellen zu schlagen und Konflikte zu vermeiden, wird man sich selbst untreu. Das lässt sich ändern. Hol dir eine > Matrix-Persönlichkeitsanalyse.
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